Epos rund um die Industrialisierung: Die Waffen des Lichts von Ken Follett

Die Waffen des Lichts von Ken Follett

Ich bin ein riesiger Ken Follett-Fan. Schon lange, bevor die Kingsbridge-Romane gehyped wurden. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, jeden Roman, den er je veröffentlicht hat, gelesen und/oder gehört zu haben. Insofern war "Die Waffen des Lichts" Pflichtprogramm für mich. 

Die Handlung

 

Das Buch spielt im Zeitraum zwischen 1770 und 1825. Thematisiert wird somit einerseits die Industrialisierung in England am Beispiel der Tuchherstellung, der Klassenkampf (Reicher Adel gegen arme Bauern und Arbeiter) sowie die Kriegszeit Napoleons gegen die Welt. 

 

Folgende Charaktere spielen eine große Rolle:

  • Die Wollspinnerin Sal Clitheroe, der mehrfach großes Leid widerfährt und die sich trotzdem selbstbewusst für die Rechte von Armen und Frauen einsetzt, ja sogar eine Art Gewerkschaft zu gründen versucht, bevor es verboten wird.
  • Ihr Sohn Kit, der als Kind seinen Vater verliert und sich vom Spinn-Gehilfen über den Maschinenwart zum Fabrikleiter und letztlich zum Unternehmer entwickelt. Er lebt seine Homosexualität zu einer Zeit, in der das absolut lebensgefährlich ist. 
  • Der Tuchhändler Amos Barrowfield, ein Methodist, der als junger Mann das schwere Erbe seines Vaters antritt - nur um dann ein fortschrittlich denkender, geschätzter Teil der Kingsbridger Gesellschaft zu werden. Verhängnisvoll erscheint nur eine unerfüllte Liebe.
  • Der Weber und Tuchfabrikant David Shoveller, genannt Spade, der sich wo es geht für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Skandalös wird es, als er eine Affäre mit der Frau eines Bischofs beginnt und einen Sohn mit ihr bekommt. Nach dem Tod des Bischofs findet er sein persönliches Glück.
  • Tuchfabrikant und Alderman Joseph Hornbeam, der in sehr armen Verhältnissen zur Welt kommt, seine Mutter an den Strang verliert und fortan dafür bekannt ist, knallhart zu sein. Er ist ein grausamer Intrigant und der Erzfeind von Shoveller. Sein Ende kommt unerwartet.
  • Der Adelige, Gutsherr und Friedensrichter Will Riddick, der spielt, hurt und säuft, aber genug Einfluss durch Geburt hat, um Ränke zu spielen. Er heiratet die Tochter von Joseph Hornbeam und setzt sich somit noch mehr ins gemachte Nest.

Themen und Botschaft

Die Botschaft dieses Buches ist extrem vielfältig. Der Roman ist zunächst einmal ein Plädoyer für den Mut, Wagnisse einzugehen - privat und beruflich. Egal welches Schicksal droht, Aufgeben ist keine Option. Lernen und Bildung wird in den Mittelpunkt gestellt als eine Möglichkeit, die für Mann und Frau gleich wichtig ist. Ebenso wie für Arm und Reich. Stärkere und Privilegiertere sollen sich für Schwächere einsetzen. Nicht nur weil die Kirche Armenfürsorge vorschreibt. Oder weil die Person es einem dann dankt. Sondern weil es - so würde man auf modern sagen - gut fürs Karma ist. 

 

Fortschritt kann nur dort stattfinden, wo Vorurteile überwunden werden. Wo Kommunikation stattfindet. Wo es Menschen gibt, die sich für Neuerungen begeistern. Ich musste beim Lesen an die aktuelle Diskussion über Künstliche Intelligenz denken. Den Aufschrei aus manchen Reihen, dass es den Menschen ersetzen wird. Dass bald nur noch Computer regieren. Hat schon deutliche Ähnlichkeit mit dem, was in der Tuchherstellung über die ersten Spinnmaschinen gesagt wurde. Nur, dass vielleicht heute weniger Leute laut "Hexenwerk" rufen und irgendwelche Serverräume niederbrennen wollen. 

 

Vor kommt auch das Thema traumatische Kindheit und wie man als Erwachsener damit umgeht. Die einen kämpfen sich hoch und werden - vielleicht gerade durch das Trauma - sensible Menschen. Die Anderen werden hart und grausam. Jedoch ist erlebte Gewalt niemals eine Rechtfertigung dafür, selbst gewalttätig und grausam zu werden. Auch das Thema Kriegstrauma und der schwierige Umgang für den Betroffenen sowie für die Angehörigen wird erwähnt. 

 

Schließlich kommt das Thema Homosexualität mehrfach wertschätzend im Buch vor. Unter anderem am Beispiel von Kit Clitheroe und Roger Riddick wird gezeigt, dass es schon damals über alle Schichten hinweg existierte, aber nur im Verborgenen kreativ gelebt werden durfte, da bei Entdeckung die Todesstrafe drohte.

Für wen ist dieses Buch geeignet

  • Laut Verlag empfohlen für alle ab 16 Jahren
  • Alle, die historische Romane lieben
  • Alle, die bereits die vorherigen Kingsbridge-Romane gelesen haben (wobei das keine Voraussetzung ist)
  • Alle, die sich von dicken Wälzern nicht abschrecken lassen

Zum Autor Ken Follett

Ken Follett (*1949) wuchs als Ältester dreier Kinder in Wales auf. Abgesehen davon, dass die Nachkriegszeit für Kinder ohnehin Herausforderungen barg, waren seine Eltern sehr religiös. Deshalb waren Radio oder Fernsehen verboten. Früh beschäftigte er sich deshalb mit der eigenen Vorstellungswelt. Sein Lieblingsplatz war die öffentliche Bibliothek. 

 

Nach seinem Schulabschluss studierte er in London Philosophie. Er heiratete am Ende des ersten Semesters und bereits 1968 kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Nach der Universität absolvierte er einen Journalistenkurs, arbeitete fortan als Zeitungsreporter und später Kolumnist. Nach Feierabend begann er, Romane zu schreiben. 1974 nahm er eine Stellung bei einem Verlag an. Die ersten Veröffentlichungen verkauften sich nicht gut - bis zu seinem Roman "Die Nadel", der ihn zum Bestseller-Autor machte. Seither hat Follett 30 Romane verfasst. Nach fünf Spionageromanen widmete er sich dem historischen Genre. 1989 entstand "Die Säulen der Erde". Das Buch verkaufte sich bislang 23 Millionen Mal. Aber auch die "Jahrhundert-Saga" mit ihren drei Bänden rund um das Geschehen des 1. und 2. Weltkriegs wurde ein großer Erfolg. 2007 verlieh ihm die University of Glamorgan die Ehrendoktorwürde für den Bereich Literatur. 

 

Neben der Schriftstellerei engagiert sich Follett auch im Bereich Legastheniehilfe und diverser Wohlfahrtsstiftungen.

Fakten zum Buch "Die Waffen des Lichts"

  • Erscheinungsdatum: 26.09.2023
  • Verlag: Lübbe
  • Autor: Ken Follett
  • Gebundenes Buch
  • Umfang: 880 Seiten
  • ISBN: 978-375-7700065
  • Preis: 36 Euro

Mein Fazit

 

Ken Follett machte es mir wieder ganz leicht, in die Geschichte einzutauchen. Fiktive persönliche Schicksale verknüpfte er gekonnt mit gut recherchierten, historischen Fakten, so dass ich mühelos nebenbei lernte. Unterhaltsam war es. Leicht zu lesen. Ich war fast gezwungen, weiterzulesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was als Nächstes kommt. Er schuf Figuren, mit denen ich mitfiebern konnte. Jedoch - zugegeben - nicht wie in Säulen der Erde -  ein oder zwei bestimmte Personen, die einem ganz speziell am Herzen liegen. Ohne selbst über-emanzipiert zu sein, gefiel mir auch die Darstellung starker Frauenfiguren. 

Meine Sternebewertung

Julia Georgi bewertet die Waffen des Lichts mit 5 von 5 Sternen

 

 

Hinweis: Das Titelbild ist ein Canva-Mockup des Verlagsbildes. Die Bildrechte für das Buch, alle Abbildungen und Texte liegen beim Lübbe Verlag.

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